Widersprüche im Koran: 1. Allah I

1. Allah
(1) Wo ist Allah?
Auf Seinem Thron
Koran 57:4
Er ist es, der Himmel und Erde in sechs Tagen geschaffen und sich daraufhin auf dem Thron zurechtgesetzt hat (um die Welt zu regieren). Er weiß, was in die Erde eindringt und aus ihr herauskommt, und was vom Himmel herabkommt und dorthin aufsteigt. Er ist mit euch, wo ihr auch seid. Allah durchschaut wohl, was ihr tut.
Koran 11:7
"Und er ist es, der Himmel und Erde in sechs Tagen geschaffen hat, während sein Thron (bis dahin) über dem Wasser schwebte, damit er euch (Menschen) auf die Probe stelle (und sehe), wer von euch am besten handelt. Und wenn du sagst: Ihr werdet nach dem Tode auferweckt werden, sagen diejenigen, die ungläubig sind: ""Das ist ganz offensichtlich Zauberei."""
Überall
Koran 2:115
Allah gehört der Osten und der Westen. Wohin ihr euch (beim Gebet) wenden möget, da habt ihr Allahs Antlitz vor euch. Er umfaßt (alles) und weiß Bescheid.[1]
In Seinem Haus, der Kaaba
Koran 14:37
Herr! Ich habe Leute aus meiner Nachkommenschaft in einem Tal, in dem kein Getreide wächst, bei deinem geheiligten Haus Wohnung nehmen lassen, Herr, damit sie das Gebet (salaat) verrichten. Mach, daß das Herz von (gewissen) Menschen sich ihnen zuneigt, und beschere ihnen Früchte! Vielleicht werden sie dankbar sein.[2]
In der Nähe
Koran 2:186
Und wenn dich meine Diener nach mir fragen, so bin ich (ihnen) nahe und erhöre, wenn einer zu mir betet, sein Gebet. Sie sollen nun (auch ihrerseits) auf mich hören und an mich glauben. Vielleicht werden sie den rechten Weg einschlagen.
Koran 50:16
Wir haben doch (seinerzeit) den Menschen geschaffen. Und wir wissen, was er sich selber (an bösen Gedanken) einflüstert, und sind ihm näher als die Halsschlagader.
Antwort:
Als allererstes frage ich mich, wie der Behaupter sich sicher sein kann, dass der Koran in 57:4 und 11:7 vom Thron spricht. Denn wenn er bei M. A. Rassoul reinschaut,  findet er folgende Übersetzungen:
Koran 57:4
Er ist es, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf, dann wandte Er Sich majestätisch Seinem Reich zu. Er weiß, was in die Erde eingeht und was aus ihr hervorkommt, was vom Himmel herniederkommt und was zu ihm aufsteigt. Und Er ist mit euch, wo immer ihr (auch) sein möget. Und Allah sieht alles, was ihr tut.
Koran 11:7
"Und Er ist es, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf - und Sein Reich war auf dem Wasser -, damit Er prüfe, wer von euch die beste Tat begehe. Und wenn du sprichst: ""Ihr werdet wahrlich nach dem Tode auferweckt werden"", dann werden die Ungläubigen gewiß sagen: ""Das ist nichts als offenkundige Zauberei."""
Wie kann also der Behaupter sich sicher sein, dass von einem Thron die Rede ist? Wenn er schon nicht die arabische Sprache beherrscht und sich den deutschen Text anschaut, so soll er sich wenigstens Übersetzungen im Vergleich anschauen oder uns verraten, wieso er die Übersetzung mit dem Thron nimmt.
Außerdem kann gesagt werden, dass der Behaupter die Eigenschaften Gottes, die zum Beispiel in Sure 112 erwähnt wird, missachtet. Gott ähnelt nicht dem, was Er erschaffen hat und aus diesem Grunde ist er auch nicht wie wir abhängig von Raum und Zeit: Gott darf kein fester Ort zugeschrieben werden. Wenn wir Muslime sagen, dass Gott überall ist, meinen wir, dass Er mit Seinem Sehen, Hören und mit Seiner Weisheit alles mitbekommt. Denn wir Menschen könnten Gottes prächtiges Dasein auf Erden nicht ertragen. Dies ist so, wie wenn man die Sonne auf die Erde herunterbringen würde.
Wenn man bei Sure 50:16 den nächsten Vers anschaut, weiß man, was der Koran mit der Nähe meint:
Koran 50:17
Wenn die zwei aufnehmenden (Engel) niederschreiben, zur Rechten sitzend und zur Linken,[3]
Dieser Vers zeigt eindeutig, dass Gott durch die Engel nah zu uns Menschen ist:
"- most of the mufassireen said that what is meant is that He is near by means of His angels whose task it is to record people’s deeds. And those who said that it means that He is near explained it as meaning that He is near by His knowledge, as is said concerning how He is with us."                                                                    - Shaykh Abd al-Rahmaan al- Barraak[4]
Die gleiche Erklärung kann auch für die Sure 2:186 übertragen werden. Allah ist uns durch Seine Weisheit nahe. Dies widerspricht nicht der Tatsache, dass Er sich über den Thron erhebte – in dem Sinne, dass Er alles umfasst, [5] was ja Sure 2:115 sagt…
Koran 2:115
Allah gehört der Osten und der Westen. Wohin ihr euch (beim Gebet) wenden möget, da habt ihr Allahs Antlitz vor euch. Er umfaßt (alles) und weiß Bescheid.
Auch wenn Allah Sich über Seinen Thron erhoben hat, sieht und weiß[6] Er alles und ist uns somit nahe, weil Er in der Lage ist, uns zu hören. Dies ist Allahs Macht.
Angebracht sind auch diese zwei Zitate:
„Allâh ist über den Himmeln, aber Sein Wissen umfaßt alles. Nichts kann Seinem Wissen entkommen.“ - Imâm Mâlik
„Natürlich, Er ist über dem Thron, und nichts kann Seinem Wissen entkommen.“ - Imâm Ahmad ibn Hanbal[7]
Noch anzumerken: In Sure 14:37 steht nirgends, dass Allah Sich in der Kaaba aufhält. Haus Gottes hat nicht die Bedeutung, dass Gott Sich darin aufhält.
Zusammenfassend sehen wir, dass kein Widerspruch vorliegt.
(2) Ist Allah der einzige Beschützer?
Ja
Koran 32:4
Allah ist es, Der die Himmel und die Erde und alles, was zwischen den beiden ist, in sechs Zeiten schuf; dann setzte Er Sich auf den Thron. Ihr habt weder einen wahren Freund noch Fürsprecher außer Ihm. Wollt ihr denn nicht ermahnt sein?[8]
Koran 9:116
Allah ist es, Dem das Königreich der Himmel und der Erde gehört. Er gibt Leben und sendet Tod. Und ihr habt keinen Freund noch Helfer außer Allah.[9]
Koran 18:102
Wähnen die Ungläubigen etwa, sie könnten Meine Diener zu Beschützern nehmen statt Mich? Wahrlich, Wir haben den Ungläubigen die Hölle zur Gaststätte bereitet.[10]
Nein, auch Engel
Koran 41:31
Wir sind eure Freunde in diesem Leben und im Jenseits. In ihm werdet ihr alles haben, was eure Seelen begehren, und in ihm werdet ihr alles haben, wonach ihr verlangt -
Nein
Koran 5:55
Eure Freunde sind einzig Allah und Sein Gesandter und die Gläubigen, die das Gebet verrichten und die Zakat zahlen und Gott allein anbeten[11]
Antwort:
Die Koranverse schließen sich gegenseitig nicht aus. Vor Allem ist Sure 18 Vers 102 hier fehl am Platz, weil es um Beschützer geht.
Gott kann Seine Freundschaft ausdrücken, indem Er dem Muslim einen Gläubigen als Freund zeigt. Man sollte bedenken, dass Sure 32 Vers 4 von einem „wahren Freund“ spricht. Und Dieser ist sicherlich nur Allah, weil Er allein vollkommen ist.
(3) Ist Allah der einzige Herrscher und Befehlshaber?

Ja
Koran 18:26
Sag: Allah weiß am besten darüber Bescheid, wie lang sie verweilt haben. Er besitzt ( mit seinem Allwissen) die Geheimnisse von Himmel und Erde. Wie sehend ist er! Und wie hörend! Sie haben außer ihm keinen Freund. Und niemanden läßt er an seiner Entscheidung (hukm) teilhaben.
Ja
Koran 17:111
Und sag: Lob sei Allah, der sich kein Kind zugelegt hat, und der keinen Teilhaber an der Herrschaft hat, und keinen Freund (der ihn) vor Erniedrigung (schützen müßte)! Und preise ihn allenthalben (wa-kabbirhu takbieran)!
Ja
Koran 3:79-80
"Es darf nicht sein, daß Allah einem Menschen (baschar) die Schrift, Urteilsfähigkeit (hukm) und Prophetie gibt und dieser daraufhin zu den (anderen) Menschen sagt: ""Wendet eure Verehrung mir zu, statt Allah!"" - Seid vielmehr (damit zufrieden) Gottesgelehrte (rabbaannieyun) (zu sein), indem ihr (eure Glaubensgenossen) die Schrift lehrt und (selber darin) forscht! -" Und (es geht) nicht (an), daß er euch befiehlt, die Engel und Propheten (an Allahs Statt) euch zu Herren zu nehmen. Sollte er euch befehlen, ungläubig zu sein, nachdem ihr (bis dahin Allah) ergeben (muslim) waret?
Ja
Koran 6:71
"Sag: sollen wir, statt zu Allah, zu (etwas) beten, was uns weder nützt noch schadet, und kehrtmachen, nachdem Allah uns rechtgeleitet? (Dann wären wir in derselben Lage) wie einer, den die Satane im Land (draußen) aus der Richtung gebracht haben, (so daß er) verwirrt (dasteht und sich nicht mehr zurechtfinden kann). Er hat Gefährten, die ihn (vergebens) zur Rechtleitung rufen (mit den Worten): ""Komm zu uns!"" Sag: Die rechte Leitung ist (allein) die von Allah. Uns wurde befohlen, wir sollen uns dem Herrn der Menschen in aller Welt (al-`aalamuun) ergeben (li-nuslima)."
Nein
Koran 4:59
Ihr Gläubigen! Gehorchet Allah und dem Gesandten und denen unter euch, die zu befehlen haben! Und wenn ihr über eine Sache streitet (und nicht einig werden könnt), dann bringt sie vor Allah und den Gesandten, wenn (anders) ihr an Allah und den jüngsten Tag glaubt! So ist es am besten (für euch) und nimmt am ehesten einen guten Ausgang.
Nein
Koran 3:26
Sag: O Allah, der du über die Herrschaft verfügst! Du gibst die Herrschaft, und du entziehst sie, wem du willst. Du machst mächtig, und du machst niedrig, wen du willst. (All) das Gute (was man sich wünschen kann) liegt in deiner Hand. Du hast zu allem die Macht.
Nein
Koran 7:172
"Und (damals) als dein Herr aus der Lende der Kinder Adams deren Nachkommenschaft nahm und sie gegen sich selber zeugen ließ! (Er sagte:) ""Bin ich nicht euer Herr?"" Sie sagten: ""Jawohl, wir bezeugen es."" (Dies tat er) damit ihr (nicht etwa) am Tag der Auferstehung sagt: ""Wir hatten davon keine Ahnung."""
Nein, man muss Muhammad gehorchen
Koran 6:66
Aber dein Volk erklärt es für Lüge, wo es doch die Wahrheit ist. Sag: Ich bin nicht euer Sachwalter.
Nein, wer Muhammad gehorcht, gehorcht auch Allah
Koran 4:59
Ihr Gläubigen! Gehorchet Allah und dem Gesandten und denen unter euch, die zu befehlen haben! Und wenn ihr über eine Sache streitet (und nicht einig werden könnt), dann bringt sie vor Allah und den Gesandten, wenn (anders) ihr an Allah und den jüngsten Tag glaubt! So ist es am besten (für euch) und nimmt am ehesten einen guten Ausgang.
Koran 4:80
Wenn einer dem Gesandten gehorcht, gehorcht er (damit) Allah. Und wenn einer sich abwendet (und keinen Gohorsam leistet, ist das seine Sache). Wir haben dich nicht als Hüter über sie gesandt.
Koran 24:56
Und verrichtet das Gebet (salaat), gebt die Almosensteuer (zakaat) und gehorchet dem Gesandten Vielleicht werdet ihr (dann) Erbarmen finden.
Koran 26:108
Daher fürchtet Allah und gehorchet mir!
Koran 26:110
"Daher fürchtet Allah und gehorchet mir!"""
Koran 26:126
Daher fürchtet Allah und gehorchet mir!
Koran 26:131
(Nein!) Daher fürchtet Allah und gehorchet mir!
Koran 26:144
Daher fürchtet Allah und gehorchet mir!
Koran 26:150
(Nein!) Daher fürchtet Allah und gehorchet mir!
Koran 26:163
Daher fürchtet Allah und gehorchet mir!
Koran 26:179
Nein, auch Muhammad hat die Macht, den Sündern zu vergeben
Koran 4:64
Und wir haben keinen Gesandten (zu irgendeinem Volk) geschickt, ohne daß ihm - mit Allahs Erlaubnis - Gehorsam geleistet werden sollte. Wenn sie (nun), wo sie (durch ihre Sündhaftigkeit) gegen sich selber gefrevelt haben, zu dir kämen und Allah um Vergebung bitten würden, und (wenn) der Gesandte (daraufhin seinerseits Allah) für sie um Vergebung bitten würde, dann würden sie finden, daß Allah gnädig (tauwaab) und barmherzig ist.
Antwort:
Ich verstehe an dieser Stelle nicht, wie der Islamkritiker hier Widersprüche ablesen kann? Wenn Gott einen Propheten schickt, so müssen sie diesem gehorchen. Denn der Prophet vertritt absolut Gottes Willen und Mission. Deswegen folgt man logischerweise Gott, wenn man dem Propheten folgt.
Das ist vergleichbar mit einem König. Der König ist der absolute Herrscher über eine Region, jedoch hat er mehrere Abgesandte und Beamte, die seinen Willen vertreten und befolgen. Wer somit dem Gesandten des Königs folgt, folgt auch dem König selbst, da diese ja von IHM geschickt wurden.
(4) Kann Allah gesehen werden?
Nein
Koran 6:103
Die Sehkraft (der Menschen) (al-absaar) erreicht ihn nicht, wird aber von ihm erreicht. Und er ist der Allgütige (huwa l-latief) und ist (über alles) wohl unterrichtet.
Ja
Koran 42:51
Und es steht keinem Menschen (baschar) an, daß Allah mit ihm spricht, es sei denn (mittelbar) durch Eingebung (wahyan), oder hinter einem Vorhang, oder indem er einen Boten sendet, der ihm dann mit seiner Erlaubnis eingibt, was er will. Er ist erhaben und weise.
Koran 53:1-18
Beim Stern, wenn er (als Sternschnuppe vom Himmel) fällt! Euer Landsmann (saahib) ist nicht fehlgeleitet und befindet sich nicht im Irrtum. Und er spricht nicht aus (persönlicher) Neigung. Es ist nichts anderes als eine inspirierte Offenbarung. Gelehrt hat (es) ihn einer, der über große Kräfte verfügt, und dem Festigkeit eigen ist (zuu-mirratin). Er stand aufrecht da (fa-stawaa) (in der Ferne) ganz oben am Horizont. Hierauf näherte er sich und kam (immer weiter) nach unten (fa-tadallaa) und war (schließlich nur noch) zwei Bogenlängen (? qaaba qausaini) (entfernt) oder (noch) näher (da). Und er gab seinem Diener jene Offenbarung ein. Was er (so leibhaftig) gesehen hat, hat er nicht (etwa) sich selber vorgelogen. Wollt ihr denn mit ihm streiten über das, was er (mit eigenen Augen) sieht? Er hat ihn ja auch ein anderes Mal herabkommen sehen, beim Zizyphusbaum am äußersten Ende (des heiligen Bezirks), an dem das Paradies der Geborgenheit liegt (? `indahaa dschannatu l-ma§waa), (damals) als sich jene Decke über den Zizyphus legte. Der Blick (des Propheten) schweifte nicht ab (so daß er nur undeutlich hätte sehen können). Und er war nicht anmaßend. Er hat doch (auch sonst) gar große Zeichen seines Herrn gesehen.
Antwort:
Die Verse in Sure 6 und 42 widersprechen sich nicht. Im Vers von Sure 6 heißt es, dass Blicke Gott nicht erreichen können. Die Begründung hierzu ist regelrecht der Vers in Sure 42: Weil Gott „hinter einem Vorhang“ steht.
Und in den Versen in Sure 53 steht nirgends, dass Muhammad Allah gesehen hat.
(5) Könnte Allah einen Sohn haben?
Ja
Koran 39:4
Wenn Allah sich Kinder hätte zulegen wollen, hätte er aus seinen (eigenen) Geschöpfen (mimmaa yakhluqu) nach Belieben (welche dazu) ausgewählt. Gepriesen sei er! (Er bedarf keiner Ergänzung durch andere Wesen.) Er ist Allah, der Eine, der Allgewaltige.
Nein
Koran 6:101
(Er ist) der Schöpfer von Himmel und Erde. Wie soll er zu Kindern kommen, wo er doch keine Gefährtin hatte (die sie ihm hätte zur Welt bringen können) und (von sich aus) alles geschaffen hat (was in der Welt ist)? Er weiß über alles Bescheid.
Antwort:
Hier ist kein Widerspruch sichtbar. Die allgemeine, islamische Sichtweise zu der Frage, ob Allah einen Sohn  oder eine Tochter haben kann, ist, dass dies für Ihn möglich ist. Das sagt Sure 39 Vers 4 aus. Denn Allah ist allmächtig. Da Er aber zu allem fähig ist, ist es Ihm nicht vonnöten, einen Sohn oder eine Tochter zu haben. Denn Allah macht nicht Dinge, die Seiner Majestät missfällt. D.h. dadurch, dass Er einen Sohn oder eine Tochter zu Sich nimmt, schadet Seiner Eigenschaft als alleiniger Herrscher, Der keinen anderen neben Seinem Thron braucht. 
(6) Ist es möglich, einen Sohn ohne Gemahlin zu haben?
Ja
Koran 19:20-21
"Sie sagte: ""Wie sollte ich einen Jungen bekommen, wo mich kein Mann berührt hat und ich keine Hure bin?""" "Er sagte: ""So (ist es, wie dir verkündet wurde). Dein Herr sagt: Es fällt mir leicht (dies zu bewerkstelligen). Und (wir schenken ihn dir) damit wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen machen, und weil wir (den Menschen) Barmherzigkeit erweisen wollen. Es ist eine beschlossene Sache."""
Nein
Koran 6:101
(Er ist) der Schöpfer von Himmel und Erde. Wie soll er zu Kindern kommen, wo er doch keine Gefährtin hatte (die sie ihm hätte zur Welt bringen können) und (von sich aus) alles geschaffen hat (was in der Welt ist)? Er weiß über alles Bescheid.
Antwort:[12]
Hiermit ist kein Widerspruch feststellbar, denn:
Im arabischen Original der obigen Verse kommt das Wort „können“ nicht vor. Es wird also nicht explizit gesagt, Gott könne etwas nicht, schon gar nicht im Sinne einer Schwäche. Stattdessen wird annâ benutzt, ein Fragewort, das auch lediglich Unwahrscheinlichkeit oder Abwegigkeit auszudrücken vermag.
Selbst wenn das Wort „können“ vorkäme, widerlegte dies genauso wenig Seine Allmacht wie der Satz, Gott „könne“ keinen Stein erschaffen, der für Ihn zu heben zu schwer sei. Denn logische Undenkbarkeiten sind kein Beweis für Schwäche. Mehr dazu hier: Die Allmacht Gottes (klicken).
Selbst wenn das Argument des Verses nur die Partnerlosigkeit wäre: Asexuelle Fortpflanzung ist eine niedrigere Form der Reproduktion als sexuelle Fortpflanzung, denn erstens findet asexuelle Fortpflanzung in der Natur meist bei primitiven Lebensformen (in der entsprechenden Literatur oft „Niedere Tiere“ genannt) und nie bei Säugetieren, Reptilien oder Vögeln statt, und zweitens ist der Substanzverlust des sich reproduzierenden Individuums bei der asexuellen Fortpflanzung größer als der des Vaterindividuums bei der sexuellen Fortpflanzung (wegen Vermehrung durch Selbstaufteilung usw.). Sexuelle Fortpflanzung zeichnet sich hinsichtlich des männlichen Individuums also besonders dadurch aus, dass eine prozentual sehr geringe Menge Substanz verloren wird (Sperma). Da die Verneinung eines kleinen Verlustes zugleich die Verneinung eines großen Verlustes impliziert, genügt zum Ausschluss der partnerlosen Geburt die Erwähnung der Partnerlosigkeit, zumal Gott unabhängig von der Frage nach Seiner Fähigkeit dazu zu erhaben ist, als dass ihm die partnerhafte Elternschaft, geschweige denn die partnerlose Elternschaft zugeschrieben werden dürfte.
Die Frage Marias lässt sich nicht ohne Weiteres mit dem Argument in 6:101 vergleichen. Denn Marias Frage lautet: Woher soll mir ein Knabe sein, wo mich doch kein Mensch berührt hat? Das Argument in 6:101 dagegen lautet: Woher sollen Ihm Kinder sein, wo Er doch keine Gefährtin hatte und alles erschaffen hat?
Liest man den Vers 6:101 zusammen mit dem ihm vorausgehenden Vers, erkennt man, dass er sich gar nicht speziell auf die Christen oder Jesus bezieht, sondern auf Polytheisten allgemein oder die damaligen arabischen Götzendiener: Und sie wiesen Gott Teilhaber zu - die Daimonien - obwohl Er sie erschaffen hat. Und Söhne und Töchter schwindelten sie Ihm ohne Wissen an. Seine herrliche Erhabenheit, und voller Höhe ist Er über ihre Beschreibungen. Der Schöpfer der Himmel und der Erde - woher sollen Ihm Kinder sein, wo Er doch keine Gefährtin hatte und alles erschaffen hat? Und um alles ist Er wissend. Man beachte auch, dass der hier benutze Begriff walad besonders im damaligen Arabisch häufig als Kollektivum benutzt und auch als Plural gemeint wurde („Kinder“).[13]
Wenn das Wort walad von den Adressaten selbst ausschließlich als ein durch Paarung erzeugtes Wesen definiert wurde, rechtfertigte dies die Argumentation voll und ganz, selbst wenn sie nur auf dem Hinweis auf die Erhabenheit Gottes über Gefährtenschaft fußte.
Um die Anbetung ihrer Götzen zu legitimieren, behaupteten die mekkanischen Götzendiener, jene Götzen seien als Töchter Gottes von Ihm abstammend und hätten daher erbhaften Anteil an Seiner Göttlichkeit bzw. Anbetungswürdigkeit.[14] Doch fehlten in ihrer Mythologie beide logisch einzige (Schein-)Möglichkeiten, diese angebliche unerschaffene Abstammung zu erklären: 1.) Existenz einer Partnerentität. 2.) Geburt ohne Partnerentität, also durch Abspaltung vom göttlichen Wesen, welches dadurch reduziert würde. - Da sie sich zu keiner dieser beiden Unwürdigkeiten durchringen konnten, lässt sich der Vers als Bloßstellung dieser logischen Inkonsistenz verstehen, denn die Mekkaner mussten zugeben, dass Er - auch in ihrer eigenen Mythologie - keine Gefährtin hatte und Er zur Herbeiführung einer neuen Entität auch nichts von Seinem Wesen abgespalten hat, evtl. mit anderen Worten: alles erschaffen hat.[15]
Zweck der Frage könnte durchaus auch sein, die mekkanischen und ähnliche Götzendiener in ein moralisches Dilemma zu führen. Wenn sie auf die Frage, woher Gott ohne Gefährtin ein von Ihm abstammendes Kind haben solle, mit der einzig übrigen Antwort entgegnen, er habe einen größeren Teil von sich abgespalten, hätten sie Ihm eine Wesensreduzierung zugeschrieben, die Seiner Würdigkeit offenkundig genauso wie oder noch mehr widerspräche als die Partnerschaft. Sie würden sich damit selbst der Blasphemie überführen, die sie immer weit von sich wiesen.
Wenn ein Polytheist, der an eine auf Abstammung und Geburt4 beruhende Gotteskindschaft glaubt, es ablehnt, Gott „Mutter“ statt „Vater“ zu nennen, impliziert dies, dass er Gott nicht zuschreibt, aus Seinem Wesen etwas geboren zu haben. Somit bliebe für „echte“ Gotteskindschaft ohne Schöpfung und Adoption logisch allenfalls die Geburt des Kindes aus einem anderen Wesen, gleichgültig ob „Gattin“ oder anders genannt. - Wenn dieser Polytheist aber zugleich die rangmäßige Unerreichbarkeit Gottes bestätigt und darum an keine unerschaffene Gattin glaubt, bliebe nur die erschaffene Gattin. Dies war für die damaligen Polytheisten Mekkas undenkbar (andernfalls hätten sie eine solche in ihre Mythologie eingeführt und verehrt), so dass sie der Versteil wo Er doch keine Gefährtin hat[te][16] mit dieser logischen Inkonsistenz konfrontiert.
Hindus glauben an einen elefantenköpfigen „Ganesha“, welcher der Sohn des Shiva sei, und zwar nicht als Ergebnis eines Sexualaktes, sondern allein dadurch dass Parvati, die Gattin Shivas, ihn aus Lehm geformt habe. Da Menschen offenbar glauben können, jemand könne auch unbiologisch und ohne Paarung automatisch Kind Gottes sein, wenn eine Gattin Gottes - erhaben ist Er darüber - ihn erschaffen hat, eignet sich der Satz bestens als Komponente in der Widerlegung des Irrglaubens von der Gotteskindschaft. Schließlich bespricht der Vers (6:101) die Frage nach der „Gefährtin“, nicht jedoch explizit die Frage nach biologischer Paarung.
Unabhängig von der Mythologie der damaligen Götzendiener und ähnlicher Auffassungen betrachtet, mag die Erwähnung der Nichtexistenz einer Gefährtin als Argument heute nur noch eine geringe Rolle spielen. Sie ist dennoch unter einem anderen Aspekt universell relevant, nämlich allgemein als Lehre und Mitteilung, dass die Auffassungen, denen zufolge Gott eine Gefährtin habe, falsch sind.
Der diskutierte Satzteil des Verses kann übrigens auch so verstanden werden: „Wie soll Er ein Kind haben, wenn Er nicht einmal eine Gefährtin hat?“ Im Sinne von: Erst recht hat Er nichts von Seinem eigenen Wesen abgespalten, wenn Er sich nicht einmal auf eine lose Gefährtenschaft einlässt, die nicht das Geringste von Seinem Wesen reduziert (unabhängig von der Frage nach der sexuellen Fortpflanzung).
Die Details der christlichen Theologie sind vielen Christen unbekannt, so dass leider davon ausgegangen muss, dass die Masse der Laien unter ihnen, die an eine über eine bloße Titulierung und Auserwählung hinausgehende Gottessohnschaft glauben, durchaus an eine mehr oder weniger wörtliche Zeugung glauben. Somit wäre der Vers gerechtfertigt, selbst wenn er sich explizit auf Christen bezöge.





[1] Rudi Paret
[2] Rudi Paret
[3] Ahmadiyya
[4] http://islam-qa.com/en/ref/11035
[5] http://www.islam-qa.com/en/ref/992
[6] Die Allgegenwart von Allahs Wissen durch Sehen und Hören.
[7] Als er auf eine Frage antwortete.
[8] Ahmadiyya
[9] Ebda
[10] Ebda
[11] Ahmadiyya
[12] http://www.lichtwort.de/indikatoren/keine_gefaehrtin.shtml
[13] Beispiele im Koran: 18:39, 19:77.
[14] Siehe Suren 53:19-23, 43:81
[15] Die Kritiker übersahen, dass diese beiden Versteile zusammengehören und zusammengenommen auf eine logische Undenkbarkeit aufmerksam machen, während Marias Worte lediglich empirische Unwahrscheinlichkeit assoziierten.
[16] Im Original steht die Vergangenheitsform. Auf Gott bezogen ist diese im Koran jedoch oft nicht als bloße Vergangenheit gemeint.
[17] Der Islamkritiker hat mit Absicht diesen Vers gewählt, weil bei anderen Übersetzungen das Wort „Angesicht“ darin enthalten ist.
[18] Im Englischen bedeutet „changing face of…“ „Wandel von…“
[19] http://www.lichtwort.de/indikatoren/tausend_oder_fuenfzigtausend_jahre.shtml
[20] Besonders gut sichtbar in Sure 3:195-199 und anderen Stellen.
[21] Ein als authentisch eingestufter Hadith scheint dies zu bestätigen: „Die Armen der Muslime treten einen halben Tag vor ihren Reichen ins Paradies ein. Und das sind 500 Jahre.“ (Sunan Abî Dâwûd, Hadith Nr. 3666; Sunan at-Tirmidhiyy, Hadith Nr. 2354)
[22] Legt man das bei Tabariyy und Qortobiyy überlieferte Verständnis des altvorderen Koranexegeten Mujâhid b. Jabr zu Sure 32:5 zugrunde, ließe sich sehen, welcher Art diese Bestimmung sein bzw. worauf sie sich beziehen könnte. Wohl da sich fî auch mit „bezüglich“ übersetzen lässt, soll er davon ausgegangen sein, dass Sure 32:5 bedeutet: „Er dirigiert die Angelegenheit[en] vom Himmel zur Erde bezüglich eines Tages, dessen Ausmaß tausend Jahre von dem sind, was ihr zu zählen pflegt.“ Dies würde mehr oder weniger bedeuten, dass die den Engeln vergebenen Aufträge je einen Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte verwalten sollen, der stets 1.000 Jahre lang ist. Der Abstand zwischen den Vergaben selbst mag ein anderer sein. „Ein Tag für Gott“ wäre wieder kein Tag, der über Gott vergeht, sondern der Intervall, den er die Engel beim Ausführen Seiner Aufträge einzuhalten vorschreibt. - Verstanden als „ein Tag bei Gott“, mag er wiederum die Zeit meinen, den eine Engelsgruppe verbringen muss, um einen Auftrag oder ein Sammlung von Aufträgen vollständig zu empfangen.

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