Qur'an: Ist die al-Fatiha Teil des Qur'an?



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Vorwort
Uns ist schon lange bekannt, dass Islamophoben sich sehr darin bemühen, dem Qur’an die Verfälschung zuzuschreiben. Wir haben schon anhand vieler Artikel gesehen, dass sie hierbei auf sehr absurde und unsinnige Schlussfolgerungen zurückgreifen. In dieser Bestrebung lassen sie kaum eine islamische Quelle aus, dem Qur’an solche Beschuldigungen vorzuwerfen. Man kann sogar davon sprechen, dass sie die islamischen Quellen nur deswegen lesen, um solche Dinge zu finden.
In diesem Artikel werden wir untersuchen, wie die Islamophoben bei ihrer Anschuldigung vorgehen, indem sie nur den Qur’an benutzen. Wir haben bereits HIER die Argumentation untersucht, dass angeblich gemäß Ibn Mas’ud die Sura al-Fatiha nicht Teil des qur’anischen Textes sei.
Nun schauen wir uns die Argumente der Islamophoben an, wie sie gemäß dem Qur’an selbst beweisen wollen, dass die Sura al-Fatiha nicht Teil des qur’anischen Textes sein kann.
1 – Steht in Qur’an 15:87, dass Sura al-Fatiha nicht Teil des Qur’an ist?
Einige verwenden Qur’an 15:87, um beweisen zu wollen, dass die Sura al-Fatiha nicht Teil des Qur’an ist:
Qur’an 15:87
Und Wir gaben dir wahrlich die sieben Doppelverse und den großartigen Qur’an.
Die Kritiker behaupten, dass das Wort „und“ in diesem Vers die „sieben Doppelverse“ (Sura al-Fatiha) vom „großartigen Qur’an“ trennt, d.h. der Qur’an hier zwischen Qur’an und Sura al-Fatiha unterscheidet.
Der Beweis, dass das Wort „und“ im obigen Vers der Beweis dafür sei, dass die Sura al-Fatiha nicht zum Qur’an gehört, ist absolut schwach und unbegründet.
Es gab und gibt keinen Menschen auf der Erde, der die Lehren und Grundsätze des Qur’an besser verstanden und umgesetzt hat als der Prophet Muhammad, welcher der Gesandte Allahs ist, d.h. derjenige, der diese Offenbarung selbst erhalten hat. In vielen verschiedenen Überlieferungen finden wir, dass der Gesandte Allahs die Surah al-Fatiha als Bestandteil des Qur’an bezeichnet hat.
Sahih Al-Bukhari Hadith 6.528        
Abu Said Al Mualla berichtete:
Als ich betete, rief mich der Prophet, jedoch antwortete ich seinem Ruf nicht. Später sagte ich: „O Gesandter Allahs! Ich betete.“ Er sagte: „Sagt Allah nicht: „O ihr, die ihr glaubt, hört auf Allah und den Gesandten, wenn er euch zu etwas aufruft,...“?“ (Qur’an 8:24)
Er sagte dann: „Soll ich dich nicht die erhabenste Surah des Qur’an lehren?“ Er sagte: „Es ist „Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten...“ (d.h. Surah al-Fatiha), welche aus sieben oft rezitierten Versen des edlen Qur’an besteht, welche mir gegeben wurden.“
Anhand dem obigen wird es uns absolut klar, dass die Surah Al-Fatiha absolut zum Qur’an gehört. So sehr sogar, dass der edle Gesandte Allahs sie (die al-Fatiha) als die mächtigste Surah betitelte und als „Umm“ (literarisch „Mutter“ und umgangssprachlich „der wesentliche Inhalt“) des edlen Qur’an bezeichnete.
In diesem Kontext wird uns der Gebrauch des Wortes „und“ im Qur’an klarer. Die Weisheit des oben zitierten Verses der Surah Hijr ist es nicht, die Surah al-Fatiha vom edlen Qur’an zu trennen, sondern zu zeigen, dass die „Sieben Doppelverse“ im Vergleich zu den restlichen Suren des Qur’an vorrangig sind und ihnen (den anderen Suren) vorgezogen werden. Und die Bedeutsamkeit der Surah al-Fatiha führt uns zum restlichen Qur’an hin, da wir die Bitte, die wir beim Rezitieren der Surah al-Fatiha von unserem Herrn erflehen, nur dadurch erfüllen können, indem wir uns Wissen über Allahs Aufforderungen, Gebote und Verbote aneignen. Dies geht dadurch, dass wir den Qur’an sorgfältig und aufmerksam lesen und verinnerlichen. Dies bedeutet ebenso, dass wir der Sunnah des Propheten folgen sollen, da der Prophet uns beigebracht hat, wie wir die Religion am Besten praktizieren. So können wir nicht vom Weg abirren.
2 – Der Stil der Sura al-Fatiha
Wir haben oben bereits anhand einer Überlieferungen bewiesen, dass die Sura al-Fatiha Teil des Qur’an ist und ebenso haben wir Qur’an 15:87 erklärt. Nun kritisieren Islamophoben den Stil der Sura al-Fatiha, indem sie behaupten, dass sie ein Gebet ist und dies aufgrund dessen nicht von Allah sein kann:
Qur’an 1:1-7
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tage des Gerichts! Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe. Den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, die nicht (Dein) Mißfallen erregt haben und die nicht irregegangen sind.
Es wird also von den Islamophoben behauptet, dass dies keine Surah sondern ein Gebet ist und Gebete an Allah gerichtet sind. Da Allah Sich selbst kein Gebet richtet, behaupten sie, dies seien die Worte eines Menschen und keineswegs Allahs Wort.
Weiterhin behaupten sie, dass dieses Problem gelöst wäre, wenn Allah vor dem eigentlichen Bittgebet der Surah al-Fatiha den Befehl „Lies!“ oder „Sprich!“ geben würde, so wie Er es in verschiedenen Suren getan hat. Einige Beispiele hierfür sind die folgenden:
Qur’an 112
Sprich: „Er ist Allah, ein Einziger, Allah, der Absolute (Ewige Unabhängige, von Dem alles abhängt). Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden, und Ihm ebenbürtig ist keiner.“

Qur’an 113
Sprich: „Ich nehme meine Zuflucht beim Herrn des Frühlichts vor dem Übel dessen, was Er erschaffen hat, und vor dem Übel der Dunkelheit, wenn sie hereinbricht, und vor dem Übel der Knotenanbläserinnen und vor dem Übel eines (jeden) Neiders, wenn er neidet.“

Qur’an 114
Sprich: „Ich nehme meine Zuflucht beim Herrn der Menschen, dem König der Menschen, dem Gott der Menschen vor dem Übel des Einflüsterers, der entweicht und wiederkehrt, der den Menschen in die Brust einflüstert, (sei dieser) von den Dschinn oder den Menschen.“
Antwort
Natürlich ist in der Surah al-Fatiha ein Gebet enthalten, da oft am Ende dieses Gebetes „Amin“ gesagt wird und Muslime beim gemeinschaftlichen Gebet nach dieser Surah „Amin“ sagen. Zudem macht das Vernachlässigen des Befehls „Lies!“ oder „Sprich!“ in dieser Surah die Rezitation zu einem persönlichen Bittgebet zu Allah. Gebete im Qur’an sind für die Gläubigen beispielhafte Bittgebete. Das bedeutet, dass Allah den Gläubigen zeigt, dass sie mit diesen Gebeten zu Ihm beten können.
Dass in der Surah al-Fatiha auf einmal Worte auftauchen, die sie zu einem Gebet machen, ist in der arabischen Sprache weitaus bekannt. Dieser rhetorische Stil wird im Qur’an oft gebraucht und iltifat genannt. Dieser Stilmittel kann in viele Bereiche eingegliedert werden:
I.               Wechsel der Person, zwischen erster, zweiter und dritter Person, was am meisten vorkommt und in sechs Arten unterteilt wird.
II.             Wechsel in der Zahl, zwischen Singular, Zweizahl und Mehrzahl.
III.           Wechsel des Adressaten
IV.           Wechsel in der Zeitform des Verbes.
V.             Wechsel in der Kasusmarkierung.
VI.           Verwenden eines Nomens anstelle eines Pronomens.
Das sind alle Arten von iltifat, wobei von I. im Qur’an am meisten Gebrauch gemacht wird. Zuerst wurde sogar I. als iltifat bezeichnet, bevor die anderen Arten so genannt oder darauf bezogen wurden.
Für weitere Informationen siehe HIER
In der Surah al-Fatiha (genauer: in Qur’an 1:5) wird von der dritten Person zur zweiten Person gewechselt. Also haben wir den Fall I.
Der Stilmittel, dass von der dritten Person zur zweiten gewechselt wird, finden wir ebenso in folgenden Qur’an-Versen:
1:5; 2:21, 25, 28, 60, 83, 214, 229, 233; 3:180; 4:11; 6:6; 8:7, 14; 9:19, 69; 10:3, 68; 11:14; 16:55, 68, 74; 19:89; 21:37; 23:15, 65; 27:90; 30:34; 31:33; 33:55; 34:37; 35:3; 36:59; 37:25; 38:59; 43:16, 47:22, 30; 50:24; 52:14, 19, 39; 55:13, 56:51, 91; 57:17, 20; 67:13; 75:34; 76:22, 30; 77:38, 43; 78:30, 36; 80:3; 87:16.
Da zuerst die Araber mit dem Qur’an in Kontakt kamen, wurde er auf arabisch offenbart und es ist nichts verwunderliches, dass der Qur’an hierbei arabisch-literarische Mittel verwendet. Wieso haben die mekkanischen Polytheisten, die den Propheten Muhammad bei jeder Gelegenheit kritisierten, nicht gesagt: „Im Qur’an gibt es sehr viele Ungereimtheiten in der Wortwahl?“ Sie konnten es nicht sagen, weil das ein sehr bekanntes Stilmittel war, dessen sie voll und ganz bewusst waren.
Es ist ein großer Fehler der Islamophoben, dass sie ohne Kenntnis über die arabische Sprache über so etwas urteilen. Das entlarvt nur, mit was für einem falschen Eifer sie versuchen, unsere Religion als falsch darzustellen.
Die Aufteilung der Fâtiha zwischen Allah und Seinem Diener
In einem Hadith Qudsi sagt Allah:
„Das Gebet ist in zwei Teilen geteilt, die eine Hälfte für Mich, die andere für Meinen Diener. Wenn der Diener Gottes sagt: „Gelobt sei Allah, dem Herrn der Welten“, so sagt Allah: „Mein Diener preist Mich“. Wenn der Diener Allahs sagt: „Dich allein beten wir an, bei Dir allein suchen wir Hilfe“, so sagt Allah: „Dieser Vers ist geteilt zwischen Mir und Meinem Diener, und für Meinen Diener ist das, worum er bittet“. Und wenn der Diener Allahs sagt: „Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen du gnädig bist, nicht (den Weg) derer, die Deinen Zorn verdienen, und derer, die in die Irre gehen“, so sagt Allah „Diese Worte sind für Meinen Diener, und ihm wird zugeteilt, worum er bittet “. (40 Hadith Qudsi, Hadith Nr. 8; ebenso von Malik, at-Tirmidhi, Abu-Dawud, an-Nasa'i und Ibn Majah).
An diesem Hadith erkennen wir, dass Allah die Surah al-Fatiha so offenbart hat, dass die eine Hälfte für Allah selbst ist und die andere für den Muslim, der diese Surah bei seinen Gebeten öfter rezitiert. D.h. Allah sorgt bei der Offenbarung dafür, dass der Muslim, der dieses Gebet spricht, im ersten Teil Allah lobpreist (Teil für Allah) und  im zweiten Teil (Teil für den Muslim) von Allah die grundlegendsten Bitten einfordert. Das ist der Grund, wieso Allah die Surah al-Fatiha in dieser Form dem Propheten Muhammad offenbart hat.

Wahrlich, Allah weiß es am Besten!

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